Performing Care
Am 17. und 18. Februar 2025 wollen wir in der M*halle des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin neue Wege für die Vereinbarkeit von Carearbeit und der Arbeit als Künstler*in mit Euch erproben, uns austauschen und reflektieren, einander bestärken und mit Initiativen und Vereinen gemeinsam weiterdenken.
Die Care- Revolution hat angefangen!
Wir wollen nicht performen, wir wollen einfach sein. Diese Gesellschaft hat so ein immenses Care- Defizit, es ist an der Zeit den Stecker zu ziehen.
Lasst uns die Welt umkrempeln, es ist nicht so schwer, fangt einfach an.
Haltet Euch an den Händen, gönnt Euch die Ruhe, die Pause. Die Reflexion, die Begegnung und die Erholung in Gesellschaft spannender Menschen, die sich für den Wandel einsetzen.
PROGRAMM
(Stand 20.1.25)
TAG 1 - 17.2.2025
13.30-14 Uhr Check-in in der M-Halle Schwerin
14-14.30 Uhr BEGRÜSSUNG vom Bühnenmütter*e.V.- Vorstand und Schirmherrin Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten
14.30 Uhr KEYNOTE von Emma Holten in englischer Sprache
“Unter Wert” - Warum Care-Arbeit seit Jahrhunderten nicht zählt
Die dänisch-schwedische Kulturwissenschaftlerin und Feministin Emma Holten beschreibt in ihrem Buch jene Mechanismen, die dafür gesorgt haben, dass meist von Frauen geleistete Care-Arbeit politisch und wirtschaftlich niemals von Bedeutung war. Emma Holten führt vor, was wir verlieren werden, wenn wir daran nichts ändern.
15 - 16.30 Uhr Panel "Jetzt ist Zeit - Banden bilden für eine fürsorgende Gesellschaft"
mit Dr. Sascia Bailer, Nina de la Chevallerie, Jorinde Dröse, Prof. Dr. Nicola Scherer
Moderation: Anne Schneider
Wenige Tage vor der Wahl wollen wir darüber diskutieren, wie die Verbindung untereinander und die Vernetzung durch die Membranen der eigenen Bubble hindurch uns voranbringt auf dem Weg hin zu einer Gesellschaft, die Carearbeit und Fürsorge als essentiellen Bestandteil ihrer selbst mitdenkt. Künstler*in und Elternteil in einer wenig fürsorgenden Gesellschaft zu sein und Kunst in einer Branche zu machen, in der Spitz auf Knopf produziert wird und Zeit häufig knapp zu sein scheint, hat für viele Bühnenmütter* und andere Carearbeitende Konsequenzen.
"_Meine Verbindlichkeit darf nicht gegen mich verwendet werden._"
Wagner Moreira, Choreograph und Vater, beim Think Tank der Bühnenmütter* im Januar 2023
Das Einhalten von Verbindlichkeiten führt zu stillen Ausschlüssen, die durch die immensen Haushaltskürzungen auch noch die besonders hart trifft, die bisher unter prekären Bedingungen Kunst gemacht haben.
Wie entkommen wir der Dynamik von Verteilungskämpfen und können stattdessen einen Teppich der Fürsorge ausrollen, der Künstler*innen und uns alle trägt? Wie gelingt es, widerständig Schritte nach vorn in eine ungewisse Zeit zu gehen?
17.00 - 18.30 Uhr Marktplatz-Format mit Vereinen und Initiativen (art+ care, Mehr Mütter für die Kunst, GdBA "AG Familie", BFDK/ fredak m-v, Icp Institute for Critique and Practice, Fairstage, Maternal Fantasies u.a.)
18.30 - 22 Uhr Abendessen und Abendprogramm mit Vorstellung der Workshops
TAG 2 - 18.2.2024
9.30 - 16.15 Uhr
Am Tag 2 bieten wir ein Workshop-Programm an mit unterschiedlichsten Schwerpunkten und enden mit einer Abschlussrunde zum Befestigen der erarbeiteten Ergebnisse.
WORKSHOP-PROGRAMM
WORKSHOP 1 UPDATE EINER FÖRDERLANDSCHAFT
– für eine Aktualisierung der Förder- und Produktionsbedingungen in den (Freien) Darstellenden Künsten
Workshopleiter*innen: Jana Sonnenberg (Landesverband Freie Darstellende Künste MV Fredak-MV)/ Sandra Soltau (Bundesverband Freie Darstellende Künste BFDK)
Relevante Ergebnisse der vom BFDK und der Prognos AG erarbeiteten „Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von Soloselbstständigen und hybrid Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW)“ sowie des Forschungsprojekts "Systemcheck" in Bezug auf den Gender Pay Gap in den (Freien) Darstellenden Künsten werden zu Beginn des Workshops kurz vorgestellt.
Sie dienen den Teilnehmenden als Basis für die gemeinsame Konzeption neuer familienfreundlicher Fördersysteme in der Kultur.
Wir schaffen einen utopischen Denkraum und laden Euch zum aktiven Ausgestalten ein.
WORKSHOP 2 LEUCHTEN STATT AUSBRENNEN - RAUS AUS DER BURNOUT-FALLE
Workshopleiter*in: Katharina Körting
Schreibend können wir uns herausdrehen aus Gedankenschleifen, uns selbst lesen, uns mitteilen: Es geht anders. Ich muss mich nicht verbiegen, muss mich nicht in den Burnout zwingen lassen. Ich muss mich nicht schämen, wenn ich andere Arbeitsbedingungen brauche, wenn ich nicht flexibel genug bin, weil ich ein Kind versorge, oder einen Pflegebedürftigen, oder ein Tier, oder weil ich einfach nicht bereit oder körperlich-seelisch-geistig nicht in der Lage bin, mich in der ungesunden Art selbst auszubeuten, die vorgelebt und erwartet wird. Ich habe das Recht, Theater zu machen, wenn es am Theater schief läuft. Ich habe genug Kreativität, um lustvoll zu arbeiten, ohne mich dabei zu verlieren. Ich habe Kraft, ja, ich habe Mut. Und nein, verdammt: Ich bin nicht allein!
Katharina Körting ist freie Schriftstellerin und Journalistin (u. a. „der Freitag“), schreibt Prosa, Lyrik und Lieder, M. A. phil., Master Biografisches und Kreatives Schreiben, zertifizierte Pilatestrainerin und Übersetzerin Leichte Sprache. Sie macht Schreibwerkstätten, Lesungen und Singungen. 2024 war sie Arbeitsstipendiatin für deutschsprachige Literatur der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Jüngst erschien ihr politischer Roman „Marlenes Kampf im Wahlkampfgeschäft. Wie professionelle Politwerbung die Demokratie bedroht“ in Neuauflage (Geest-Verlag). Zuvor erschien unter anderem „Mein kaputtes Heldentum“ (Marta Press), ein literarischer Essay übers Leben in der Leistungsgesellschaft. Die Autorin hat vier erwachsene Kinder und lebt in Berlin.
https://geest-verlag.de/shop/k%C3%B6rting-katharina-marlenes-kampf-im-wahlkampfgesch%C3%A4ft-wie-professionelle-politwerbung-die
und "Mein kaputtes Heldentum"
https://www.marta-press.de/themen/belletristik/34/mein-kaputtes-heldentum
WORKSHOP 3 MATERNAL FANTASIES: The First Supper (2025) - eine feministische Reinterpretation
Workshopleiter*innen: Isabell Spengler, Magdalena Kallenberger/ MATERNAL FANTASIES
Die Künstlerinnengruppe MATERNAL FANTASIES bietet einen performativen Workshop an, bei dem die Teilnehmenden, und gerne auch deren Kinder, das First Supper (2023) by MATERNAL FANTASIES darstellen und gemeinsam einnehmen. Dies wird fotografisch festgehalten und fließt in die serielle Fotoarbeit der Künstlerinnengruppe MATERNAL FANTASIES ein. Inspiriert von Leonardo Da Vinci´s Bild “The Last Supper” re-interpretieren MATERNAL FANTASIES und die Teilnehmenden das Bild in einem Tableau Vivant mit Frauen, Kindern und fantastischen Wesen im Mittelpunkt: Eine Feier des Lebens und der Verbundenheit der Generationen. Der Entstehungsprozess inkludiert ein persönliches Objekt aus dem Haushalt und eine Geschichte dazu.
Bring daher für deine Teilnahme am Workshop bitte einen Haushaltsgegenstand und bunte monochrome Kleidung ohne sichtbare Marken mit.
MATERNAL FANTASIES, 2018 gegründet, ist eine interdisziplinäre Gruppe von Künstler*innen und Kulturproduzent*innen, die kollektiv arbeiten, um den Diskurs über Carearbeit, motherhood(s) und intersektionale Perspektiven in den Künsten zu erweitern. Ihre Praxis fördert alternative, inklusive Modelle der künstlerischen Arbeit, die eine Brücke schlagen zwischen Theorie und gemeinschaftsorientierten Experimenten.
WORKSHOP 4 SPARK THE FLAME
Workshopleiter*in: Beatrice Fleischlin
Entwicklung Workshop: Karin Lustenberger und Beatrice Fleischlin (Kompliz*innenschaft art+care)
Viele von uns kennen den täglichen Struggle von Überlastung, Zeitknappheit, Hinterherrennen und schlechtem Gewissen. Und oft fühlen wir uns entnervt, allein und sind überzeugt, die Einzige im ganzen Universum zu sein, die es nicht schafft.
In diesem Workshop nennen wir unsere Ängste, unsere Wut, unsere Frustration und die Loneliness beim Namen. Wir teilen Sch**erfahrungen oder hören einfach nur zu. Wir verbrennen, was wir nicht mehr brauchen. Und das gibt den Blick frei auf das, was wir können, weil wir diese multiplen Aufgaben gleichzeitig jonglieren, was wir alles hinkriegen, was wir lernen und wohin wir noch wollen. Wenn wir das alles in einen Topf geben, kommt einiges zusammen. Vielleicht ein Superkräftetrank, mindestens aber ein „Wow!“.
In diesem Workshop erleben wir, wie empowernd Kompliz*innenschaft sein kann – und wie Verbindung unser Mindset stärkt.
Wenn die Witterung es zulässt, findet ein Teil des Workshops im Freien statt.
art+care ist ein in der Schweiz wachsendes und sich international verwebendes Netzwerk von care-gebenden Künstler*innen. Wir veröffentlichen unsere Erfahrungen, Bedürfnisse und Ressourcen und verbünden uns zu empowernden Kompliz*innenschaften. Wir vertreten ein Künstler*innenverständnis, das sich über Verbundenheit definiert. Mit unserer Kunst und unserer care arbeiten wir an der Auflösung der überholten patriarchalen Idee des selbstreferenziellen, von allen sozialen Verantwortungen losgelösten Künstlergenies.
WORKSHOP 5 CARE UND KOLLEKTIVITÄT IN DER KÜNSTLERISCHEN ZUSAMMENARBEIT
Workshopleiter*innen: LIK KOLLEKTIV (Aru Tormann und Lonnie Jasper)
Wie lassen sich künstlerische Arbeitsprozesse bedürfnisorientiert gestalten? Welche Bedeutung haben Care und Kollektivität in der künstlerischen Praxis? Und wie wirken sich unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Machtpositionen auf die Zusammenarbeit aus? In diesem praxisnahen Workshop teilt LIK Methoden aus der eigenen bedürfnisorientierten und kollektiven Arbeit. In den von LIK initiierten Projekten und Produktionen ist Care von der Konzeption über die Umsetzung bis zur Nachbereitung die Grundlage der Zusammenarbeit. Im Workshop erarbeiten wir gemeinsam, wie ein wertschätzendes Miteinander, offene Kommunikation, partizipative Planung und flexible Arbeitsprozesse Gruppen stärken können.
Das Kollektiv LIK (Aru Tormann und Lonnie Jasper) gestaltet Denkräume und rahmt künstlerischen Austausch. LIK versteht sich als solidarisches
Umfeld für künstlerische Ideen, Konzepte, Prozesse und transdisziplinären Austausch. Mit Arus Ausbildung in politischer Philosophie und zeitgenössischem Tanz und Lonnies Hintergrund in Sozialwissenschaften und Dramaturgie verortet sich LIK an den Schnittstellen von künstlerischer und theoretischer Forschung und berät zu Konzeptentwicklungen und Feedbackmethoden für die (queere) künstlerische Praxis.
6 DEIN KÖRPER IST GENUG
Workshopleiter*in: Caro Gugu
Empowerment-Workshop und Fotoaktion mit der Berliner Fotografin und "Dein körper ist genug"- Gründerin Caro Gugu.
In einem Sharing Circle tauschen wir uns zu den Themen Schönheitsideale, Bodyshaming und Körperakzeptanz aus. Darsteller*innen kennen den Druck der vermeintlichen gesellschaftlichen und medial propagierten Schönheitsideale. Dabei verlieren wir unsere Individualität und passen uns an, anstatt einfach das zu zeigen, das zu sein und zu entdecken, was wir sind.
Dein Körper ist dein Zuhause und kein Objekt, das unter Leistungsdruck oder im Wettbewerb steht. Nur du solltest dein Zuhause einrichten, denn niemand anderes als du wohnt darin. Denk dran: So, wie sich die Einrichtung deinen Lebensumständen anpasst und verändert, darf es auch dein Körper.
Caro schafft einen sicheren Raum, in dem alle Körper einfach sein dürfen. Neben einer exklusiven "dein körper ist genug"-Ausstellung mit ehrlichen Körperbildern und Geschichten erwarten dich kleine Übungen und Impulse, die dir ein positives und gestärktes Körpergefühl für das neue Jahr schenken. Lerne, dass du schon heute genug bist und du endlich in deine Sichtbarkeit gehen darfst.
Du willst dein neues Ich zeigen? Dann freu dich über 10 Fotoshooting-Slots* für neue, authentische und liebevolle Portraits, die Caro Gugu speziell für Bühnenmütter* anbietet.
*15-minütiges Fotoshooting inkl. 3 bearbeitete Bilder in Hochauflösung und kommerzieller Nutzungsfreigabe für EUR 49,00
https://dein-koerper-ist-genug.jimdosite.com/
Performing Care – ein Netzwerktreffen des Bühnenmütter* e.V. in Kooperation mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, dem Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V. und dem Landesverband Freie Darstellende Künste Mecklenburg-Vorpommern, gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Land Mecklenburg- Vorpommern und vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien